11.04.2011

Duc schlägt Duke

Heute hat KTM in Stuttgart die neue Duke 125 vorgestellt und ich habe die Gelegenheit genutzt und bin mit der Ducati hingefahren – erste Ausfahrt in diesem Jahr für die Rote. Sorry, KTM, dass die Eindrücke von der zweifellos gelungenen "Hufo" (so hieß damals bei MZ das neu entwickelte 125er Modell im Jargon der Testfahrer – und da einige dieser Leute jetzt bei KTM arbeiten, dachte ich mir, ich bringe das hier mal ein) jetzt ein wenig hinter denen von der Hin- und Rückfahrt mit meiner GT 1000 verschwinden. Aber rund 400 Kilometer (einige Umwege und Abzweige waren dabei) haben mich wieder vollkommen mit der Duc verschmelzen lassen. Was für ein herrliches, unvergleichliches Motorrad!
Zwar ist der Sound der beiden Serienschalldämpfer arg brav – aber um Krach zu machen, habe ich ja die Skorpion. Zwar könnte man die Gabel und die Federbeine auch geschickter abstimmen, damit sie miteinander und nicht gegeneinander arbeiten – aber dann würde ich wahrscheinlich auch nicht schneller fahren. Zwar passiert mir auf der Duc das gleiche, was ich heute an der KTM bemängelt habe – meine langen Beine passen nicht in die Ausbuchtungen des Tanks – aber bei der Italienerin ist's mir egal. Und so weiter. Für jeden Fehler fallen mir sofort die passenden Entschuldigungen ein: Das muss Liebe sein.
Die Route zwischen Stuttgart und Würzburg hatte ebenfalls einige liebliche Momente in petto. Bundesstraßen – das habe ich inzwischen eingesehen – kann man in der Woche nicht mehr mit dem Motorrad befahren. Genauso viele Lkw wie auf der Autobahn, und kein Platz zum Überholen. Aber auf den kleineren Ortsverbindungsstraßen beispielsweise zwischen Schwäbisch Hall und Waldenburg (übrigens eines der hübschesten Kleinstädtchen Deutschlands), zwischen Künzelsau und Langenburg und weiter nach Rothenburg ist es gleich viel ruhiger. Auch wenn das alles keine Kurvenparadiese sind, so lässt es sich dort wunderbar fahren – nahezu allein mit sich, der Maschine und der frühlingshaften Natur. Es war beglückend.

P. S. Für solche Fahrten benötigt man eine gute Karte und ist zudem auf eine konsistente und schlüssige Ausschilderung angewiesen. Besonders letztere ist in Deutschland gar nicht mal so leicht zu finden, wie man angesichts unserer sonstigen Detailverliebtheit denken könnte. Heute ging es gut – ich musste mich von Stuttgart aus kommend nur in Richtung Backnang, Schwäbisch Hall, Waldenburg, Langenburg und Rothenburg orientieren und hatte damit immer für 20 bis 40 Kilometer Ruhe. Ich bin auf solchen Touren aber auch schon schier verzweifelt, weil übergeordnete Zielangaben auf den Schildern fehlten und von einem Kuhdorf aus immer nur das nächste Kuhdorf ausgeschildert war. Dann heißt es an jeder Kreuzung anhalten und auf der Karte nachschauen – das macht keinen Spaß.
KTM hatte die 125er für die Testfahrten heute mit Navigationsgeräten ausgestattet. Abgesehen davon, dass ich diese zusätzliche Elektronifizierung nicht mag und mich der Bildschirm auch das eine oder andere Mal von der Straße abgelenkt hat, kann so ein Ding bei der oben genannten Aufgabe – Fernreisen ohne Autobahn und Bundesstraßen – sicher von großem Nutzen sein. Vielleicht sollte ich mich damit mal beschäftigen.