07.06.2011

Schönheit ist nicht alles

Kennt ihr die Szene am Ende von "Predator", als Arnold Schwarzenegger seinem außerirdischen Gegenspieler Auge in Auge gegenübersteht und angeekelt hervorpresst: "Du bist so... hässlich!" So in etwa sah meine Reaktion aus, als ich der Ducati Multistrada zum ersten Mal Auge in Scheinwerfer gegenüberstand. Vor allem dieser schauerliche Schnabel unter den Scheinwerfern erinnerte eher an ein Kieferfragment eines radioaktiven Kampfinsekts aus dem Weltall als an ein Bauteil, das an eine Ducati geschraubt werden sollte.
Und weil mich das ganze Segment der Reiseenduros per se nicht interessiert und ich als strukturkonservativer Low-tech-Fan auch dem ganzen Elektronikfirlefanz der Multistrada nichts abgewinnen konnte, stand ich dem Ducati-Hoffnungsträger eher gleichgültig gegenüber.
Bis heute.
Heute durfte ich das weiße Space Shuttle ein paar 100 Kilometer durch den Odenwald und das Kraichgau (Foto) treiben. Das war eine mächtig beeindruckende Vorstellung. Der Motor ist so souverän, wie ich es noch bei wenigen Motorrädern erlebt habe, und legt trotzdem erstaunlich zivilisierte Manieren an den Tag. Sogar Stadtverkehr ist möglich – man höre und staune! Das muss ich meiner GT 1000 mal erzählen! Dass das teure Öhlins-Fahrwerk irgendetwas taugen muss, war mir schon vorher klar. Der Effekt: Es lässt den Fahrer die langen Federwege überhaupt nicht spüren - der riesige Reisedampfer fährt sich so exakt und sportlich wie jede andere Duc, weist aber trotzdem echten Federungskomfort auf. Erstaunlich leicht für die Größe und schön ausgewogen ist sie auch – Wenden auf kleinstem Raum und langsam um enge Serpentinen eiern macht keine Schwierigkeiten. Tolle Maschine. Wenn sie jetzt noch schön wäre...