14.08.2011

Motorradtreffen im Dauercamperparadies

Eigentlich hatten wir ein typisches, traditionelles "Bikertreffen" als Ort für unser Stelldichein ausersehen. Wir, das sind Ralf, Uli, Max und meine Wenigkeit – Freunde seit Jahren und schon viele Motorradkilometer zusammen unterwegs. In den letzten Jahren ist unser Kontakt etwas brüchiger geworden: der Job, die Familie, das Haus usw. – wie das eben so ist.
Aber an diesem Wochenende hatten wir alle Zeit und wollten uns gemeinsam eben jenes Treffen antun, dessen Name hier aus falsch verstandener Rücksichtnahme ungenannt bleiben soll. Ich hatte mich schon so darauf gefreut: Bierzelt, jede Menge Motorräder auf einem Haufen, Reifenqualm und im Begrenzer jammernde Motoren, Verzicht auf gute Umgangsformen und Körperhygiene und zu später Stunde – wer weiß? – vielleicht eine freche Show auf der Hauptbühne. Es sollte anders kommen. Auf der Anreise – ich konnte leider erst einen Tag später dazustoßen – erreichte mich eine SMS mit neuen Zielkoordinaten. Statt zum Treffen sollte ich nun zu einem lauschigen Familiencampingplatz im Thüringer Wald kommen – welche Enttäuschung! Die Erklärung gab's nach der Ankunft: Die Pegel von Alkohol, Geräusch und allgemeinem Wahnsinn hatten auf der ursprünglichen Veranstaltung wohl absolut ungesunde Höhen erreicht. Einzelheiten bleibe ich hier schuldig, ich war ja nicht dabei, aber aus dem Gehörten schließe ich, dass auf Motorradtreffen wohl die gleiche Entwicklung Einzug gehalten hat wie auf Musikfestivals: Der Grund der Zusammenkunft – das Motorradfahren oder eben die Livekonzerte – werden zweitrangig; viele Besucher nehmen sie nur als Anlass für eine eigene Party und machen die anderen gegen ihren Willen zu Teilnehmern. Da werden ganze Zeltstädte errichtet, ein Stromgenerator angeworfen, Lautsprecher aufgefahren, mit denen sich das Reichparteitagsgelände beschallen ließe, das Bier im eigenen Kühlschrank untergebracht und Polstermöbel mit den Ausmaßen mittelgroßer Wohnmobile aufs Gelände geschleppt. Überflüssig zu fragen, auf welchem Motorrad diese Leute den ganzen Krempel transportiert haben. Und wenn dann noch ein schwer alkoholisierter Quadfahrer im Halbmeterabstand zwischen den Zelten hindurchdriftet, muss man sich wirklich fragen, ob man sich das antun will.
So flüchtete das Vorauskommando schon nach einer Nacht und schaute sich nach einer weniger peinigenden Alternative um. Der Campingplatz bot natürlich das vollkommen gegensätzliche Extrem – soooo ruhig hätte es vielleicht auch nicht sein müssen. Aber die Hauptsache war, die Jungs wiederzutreffen und und gegenseitig auf den neuesten Stand zu bringen. Hoffentlich nächstes Jahr wieder!