09.11.2011

Schlechtes Gewissen und ungeahnte Gefühle

Es ist eine Schande, ich weiß: Seit der Replica das Motoren-Malheur passiert ist, steht sie unberührt in der Garage. Nicht den kleinsten Handgriff habe ich an ihr getan – und dass, obwohl es aus gewöhnlich gut unterrichteten Kreisen bereits erste Tipps gegeben hat, in welcher Richtung der Schaden zu suchen sein könnte. Aber hier schlägt nicht nur die allgemeine Schrauber-Unlust zu, sondern auch der Fuhrpark-Effekt: Wenn Du auch mit Motorrad B fahren kannst, warum solltest Du Motorrad A dann reparieren?
Und so bin ich in den zwei Stunden Motorradfreizeit am Sonntag doch lieber mit der SR losgefahren. Die ist ohnehin das ideale Werkzeug für solche kurzen Touren: Luftlinie nie mehr als 30 Kilometer weg von Würzburg, aber immer auf den kleinsten, am wenigsten befahrenen Straßen. Zusammen mit dem dank Laubfärbung und blauem Himmel bilderbuchhaften Herbstambiente ergab das ein viel schöneres Motorradfeeling als Bastelei in der kalten Normgarage. Aus mir wird wohl kein Schrauber mehr.
Gestern verschlug mich das Schicksal (sprich: der Job) übrigens auf die Motorradmesse Eicma nach Mailand. Ich muss sagen: Das war die beste derartige Veranstaltung, die ich in den letzten Jahren erlebt habe. Erstaunlich viele attraktive Neuerscheinungen gab es da zu sehen (wer einen kurzen Überblick gewinnen will, kann beispielsweise hier nachlesen).
Es passierte mir sogar etwas, das ich beim aktuellen Motorradangebot schon für ausgeschlossen gehalten habe: Eine neue Maschine löste starke Kaufreflexe in mir aus. KTM hat die neue Duke vorgestellt, die nun genau so ist, wie ich sie mir immer gewünscht habe: Der Einzylinder sieht nun nicht mehr aus wie ein motorisierter Turnerbalken, sondern wie ein echtes Motorrad. Herr Kiska hat sogar vergleichweise konventionelle Linien hingezaubert (wahrscheinlich haben sie ihn narkotisiert), und nun ist das Motorrad selbst nach meinem konservativen Geschmack beinahe als "schön" zu bezeichnen. Davon hätte ich bei KTM nie zu träumen gewagt! Technisch ist die Duke mit dem 690er Motor ohnehin so etwas wie ein Tokaji Eszencia für den Weinfan: 70 serienmäßige PS treffen auf 165 Kilogramm. Und wenn das in etwa so handlich und exakt fährt wie die große Superduke, dann kann ich für nichts mehr garantieren.
Dass die Skorpion wieder ins Laufen kommen muss, ist trotzdem selbstverständlich.