28.06.2012

Eisen mit 'nem Stiel dran

(Hammer)
Fortsetzung folgt ...
... jetzt: Der besagte Hammer war meine gestrige Probefahrt mit der KTM Duke 690. Der ultimative Straßen-Einzylinder: 70 PS bei 160 Kilogramm, dazu ein unglaublich handliches Fahrwerk, Top-Bremsen mit ABS und eine aufrechte, bequeme Sitzposition. Draufsetzen, losfahren und Spaß haben: Mit der Duke ging das so schnell und ohne Eingewöhnung wie mit kaum einem anderen Motorrad.
Den stärksten Eindruck hinterlässt dabei das Fahrwerk, gar nicht so sehr der Motor. So auf den Punkt, so frei von Spiel und irgendwelchen gautschigen Elastizitäten kenne ich das nicht. Dabei ist das exakte Fahrverhalten gar nicht mit unnötig harter Federung erkauft wie bei meiner Ducati, sondern die Duke lässt sich auch auf schlechterem Belag gut beherrschen. Trotz der recht langen Federwege taucht die Front auch beim harten Bremsen kaum weg.
Der Motor erschließt dem Einzylinderkenner eine neue Leistungsdimension – selbst im Vergleich zu meiner getunten Skorpion. Vor allem oberhalb von 5.000 Umdrehungen scheint die Leistungskurve noch einmal kräftig anzusteigen und die Fuhre schießt förmlich voran. Einmal habe ich bis kurz vor den roten Bereich (der bei 8.000 beginnt) gedreht. Zwar griff der Begrenzer noch nicht ein, aber plötzlich spielte das Cockpit vollkommen verrückt: Die Kontrolllämpchen wurden zur Lichtorgel, der Zeiger pendelte wild umher. Nach einer Weile beruhigte sich das ganze, aber seltsam fand ich es schon.
Trotz seiner überzeugenden Leistung erreichte der Motor allerdings nicht mein Herz. Vielleicht liegt das am Sound (trotz Nachrüstschalldämpfer). Dem Motor- und Auspuffsound fehlt jegliche Musikalität, es ist ein schnarrendes Hämmern in unterschiedlicher Frequenz und Lautstärke, je nach Drehzahl und Last. Klingt weniger nach einem Motor als nach einer alten mechanischen Fräsmaschine, die gerade mit einem großen Messerkopffräser Stahl bearbeitet.
An der Sitzposition merkt man noch deutlich das Supermoto-Erbe der Duke, obwohl sie mittlerweile wie ein normales modernes Naked Bike aussieht. Man sitzt sehr nah am Lenker und enorm aufrecht, aber beides nicht so extrem wie bei einer echten Supermoto. Sehr geeignet für schmale, kurvenreiche, unübersichtliche Straßen. Die Sitzbank mit ihrer breit ausgeformten Mulde schießt allerdings über das Ziel hinaus. Auf den ersten Blick wirkt sie bequem, aber weil man die Position nicht verändern kann, tut nach kurzer Zeit der Arsch weh. Und die Aussicht vom Fahrersitz auf den extrem kurzen Tank, das wie ein billiges Spielzeug wirkende Instrument und das viele Plastik berauscht auch nicht gerade.
Insgesamt aber ist die Duke ziemlich genau das, wovon ich als Eigner einer leicht modifizierten (derzeit abgemeldeten) Skorpion Tour träume: Ein leichter und dynamischer Einzylinder-Straßensportler mit aufrechter Sitzposition und Rohrlenker.
Der ganz große Haben-will-Reflex ist aber trotzdem nicht aufgekommen.
Das hat mich sehr beruhigt.