21.09.2014

Ausfahrt mit den Ausverkauften

Zwei große Würfe des Motorradjahrgangs 2014 stehen da im Wald: Die BMW R Nine-T und die Yamaha MT-09. Beide so erfolgreich, dass sie in dieser Saison ausverkauft waren - so etwas kam in den letzten Jahren nicht sehr oft vor. Während die MT zum heimatlichen Fuhrpark gehört, war die Ninet Gast im Testfuhrpark von "Bike und Business" - klar, dass ich sie einmal ausführen musste. Ein kleiner Ausflug zu Schwiegermuttern in die Pfalz bot dafür den Rahmen und die Möglichkeit, einmal die Straßen der Vogesen auszuprobieren.
Beim Fahren mit der BMW kam mir mehr als einmal meine frühere Ducati GT 1000 in den Sinn. Ähnlich straff und direkt fühlt sich das Fahrwerk an, auch die Sitzposition mit dem langen Tank und dem ideal breiten Lenker ähneln der Duc. Der Motor ist, typisch für den luftgekühlten Boxer der letzten Baujahre, enorm stark und sehr, sehr laut (dank Auspuffklappe), dabei dank viel Drehmoment bei niedrigen Drehzahlen schön entspannt und souverän zu fahren. Hier also haben wir schon den ersten Unterschied zu den luftgekühlten Ducati-Motoren. Und das Getriebe ist das beste, dass ich jemals an einer Bayrischen erlebt habe. Sie hinterlässt schon einen verteufelt überzeugenden Eindruck, diese BMW. Bloß gut, dass sie so teuer ist.
Zum Aussehen der Ninet wurde glaube ich schon alles gesagt, und Jubelarien würde ich sowieso nicht anstimmen. Der Trip auf den herbstnassen Straßen der Vogesen offenbarte allerdings, dass von Spritzschutz kein Wort im Lastenheft der Entwickler gestanden hat. Nach 100 Metern Regen wird die R Nine-T zur R Dir-T.

P. S. Die Vogesen-Tour bot neben der Fahrt mit der Ninet auch die Möglichkeit, endlich einmal Isas MT-09 auszuprobieren, die seit April in unserer Garage steht und bereits weit über 7.000 Kilometer angesammelt hat. Ich muss sagen, dass ich mit diesem Höllengerät durchaus nicht gleich zurechtgekommen bin. 115 PS bei 192 Kilo sind ein Wort, und die Sitzposition mit dem kurzen Abstand zum Tank gaben mir kaum Kontrolle über die Maschine. Von den drei Fahrmodi funktioniert keiner gut: In Modus B nimmt sie Gasbefehle zwar einigermaßen ruckfrei entgegen, aber fährt sich ziemlich schaumgebrenst. In A oder Standard hingegen karriolt der Motor voran wie ein wildgewordener Mustang, in engen Kurven ist aber ebenfalls Rodeo angesagt, weil schon der kleinste Zucker der rechten Hand zu einer Beschleunigung führt, die meine Skorpion beispielsweise nicht mal bei Vollgas erreicht. Gewöhnung erleichtert zwar vieles, aber es ist trotzdem bewundernswert, wie meine Frau mit diesem wildgewordenen Hexenbesen zurechtkommt.