05.09.2014

Ras-mussen fährt: Ducati Monster 821

Seit ich mich von meiner Ducati GT 1000 getrennt habe, ist die italienische Marke ein wenig aus meinem Interessengebiet verschwunden. Doch die neue Monster und speziell die kleinere Hubraumvariante 821 ließen die alte Faszination wieder aufleben, und das trotzdem (oder gerade weil) sie nicht mehr so kompromisslos daherkommen wie die bisherigen Modelle. Natürlich ist die federleichte letzte Generation mit den wunderbar-anstrengenden luftgekühlten Zweiventilern viel begehrenswerter, aber im Motorradalltag würde sie mich noch unvergleichlich viel stärker überfordern als die GT.
Bei der neuen Monster wäre das anders, jedenfalls deuteten darauf die Testberichte hin. Sie ist etwas größer und bietet daher auch Leuten über 1,80 ein ausreichendes Platzangebot; auch ist ihr Lenker nicht mehr ganz so tief angebracht und die Sitzposition deshalb bequemer. Das sie gegenüber dem bisherigen Modell rund 20 Kilogramm zugelegt hat, stellt den Konstrukteuren zwar kein tolles Zeugnis aus, würde mich aber nicht weiter stören, schließlich sind es auch so nur rund 210.

In dieser Woche hatte ich erstmals die Gelegenheit, die 821 zu fahren. Die Firma ZF hatte nach Mailand eingeladen, um dort Fahrzeuge vorzuführen, die mit ihren Fahrwerksprodukten ausgestattet sind - und dazu gehört die Monster.
Auf der Tour von Mailand nach Turin bewegte ich zuerst eine Aprilia Dorsoduro - so eine Art entschärfte und bequemere Supermoto - und stieg dann auf die Duc um. Nach der aufrechten und entspannten Haltung auf der Aprilia war ich zunächst überrascht, wie eng ich mich auf der Monster zusammenfalten musste. Denn obgleich ein bisschen größer, ist sie natürlich immer noch ein verdammt zierliches Rad. Verwunderlicherweise saß ich nach einer kurzen Eingewöhnungszeit trotzdem gut, und sogar meine Beine passten in die Tankflanken. Insgesamt ergab sich eine sehr versammelte Sitzhaltung, die selbst auf den sehr engen Kurvenstraßen im italienischen Alpenvorland genügend Übersicht und Maschinenkontrolle bot.

Einen ähnlichen Zugewinn in Sachen Benutzerfreundlichkeit gibt es vom Motor zu berichten. Die Kupplung lässt sich fast schon lachhaft leicht ziehen. Ist das noch eine Ducati? Auch gestattet der kleine Vierventiler dem Fahrer die Nachlässigkeit, die Drehzahl ab und zu unter die 3.000er Marke fallen zu lassen, ohne gleich beleidigt auf die Kette einzuhacken. Leistung ist mit gut 100 PS mehr als genug vorhanden.
Andererseits fehlt mir bei dem Aggregat ein Rest von Rauhigkeit, von dem mechanischen Mahlen und Reiben, das der Luftgekühlte den Fahrer spüren ließ. Aber das lässt sich einem modernen Hochleistungsaggregat wohl nicht mehr künstlich einpflanzen.
Ich hätte gern mehr Zeit mit der kleinen Monster verbracht, aber vielleicht ergibt sich die Gelegenheit ja nächstes Jahr einmal. Doch dieser Text soll nicht enden, ohne das zu nennen, was mir an der Duc nicht gefallen hat. Und das ist vor allem die Optik des Motors. Klar: Ein Wechsel von Luft- auf Wasserkühlung kann keinen ästhetischen Zugewinn bringen, aber musste es denn bitte schön so schlimm kommen? Dieses schreckliche Wasserschlauchgewürm auf der linken Seite, mit der Wasserpumpe an der breitesten Stelle, auf die das Motorrad dann als erstes fällt. Und rechts lässt sich das 90-Grad-V2-Konzept unter einer billigen Plastikabdeckung gerade noch erahnen. Die fetten Krümmer machen es schier unmöglich, eine Beinhaltung zu finden, in der man nicht gegrillt wird. Und das kleine, billige, zeigerlose Flüssigkristall-Display ist nicht nur hässlich, sondern auch unübersichtlich.

Am meisten störte mich aber der Sound. Selbst unter den Brüllaffen BMW R 1200 GS, Aprilia Tuono und Ducati Multistrada war die kleine Monster ganz klar die lauteste. Und das mit dem Originalauspuff. Unnötig, störend, unsympathisch.
Am Ende bleibt das Fazit, dass die Monster mir mit ihrer neuen Ergonomie einen großen Schritt entgegengekommen ist, in Sachen Motor aber eher nicht. Ich hätte gern den luftgekühlten V2 im neuen Fahrgestell.