24.08.2015

Japan hat gewonnen

Es ist geschehen. Nachdem der Käufer in der letzten Woche meine rote Skorpion abgeholt hat, stehen in der Garage nur noch japanische Motorräder.
Zum ersten Mal in den 25 Jahren, die ich jetzt Motorrad fahre, habe ich keine europäische Maschine angemeldet. Wie konnte es so weit kommen?
Zu Anfang des Jahres sah mein Fuhrpark noch so aus: Neben der SR gab es eine BMW R 1100 R als Allrounder und eine MZ Skorpion als sportliche Alternative. Doch die BMW hat mich mit ihren in dieser Baureihe noch ziemlich ausgeprägten Eigenheiten zunehmend genervt, und die Skorpion bin ich kaum noch gefahren. Drei Maschinen plus die der Gattin lasteten zudem die Garage so aus, dass man sich kaum noch bewegen konnte.
Im letzten Winter entschloss ich mich also, von drei auf zwei Maschinen zurückzurüsten. Die SR war sakrosankt, und zwischen BMW und MZ sollte ein Gottesurteil entscheiden - sprich ich bot beide im Internet an und wollte schauen, welche zuerst wegging.
Dieses tolle Konzept scheiterte aber komplett, denn keine der beiden fand einen Käufer, was mich zumindest in Sachen BMW doch schwer verwunderte. Schließlich hatte ich mir das Ding nicht zuletzt der guten Wiederverkaufschancen und des hohen Werterhalts wegen gekauft. Und nun das! Nicht ein einziger Interessent meldete sich während der sechs Wochen Laufzeit des Inserats. OK, ich war mit dem Preis zwar hoch, aber keineswegs übertrieben herangegangen. Hoher Werterhalt, wisst ihr? Aber nichts. Selbst die Skorpi stieß auf deutlich mehr Interesse, aber auch hier konnte sich letztlich kein Anrufer zum Kauf durchringen.

Weder ein gutes Motorrad noch ein cooles
So stand ich also im Mai mit zwei Maschinen da, von denen ich mich gedanklich bereits verabschiedet hatte. Sie zu Kampfpreisen abzustoßen kam aber auch nicht in Frage, weil ich ja Bares für den Kauf einer neuen Maschine brauchte - von der ich zu dem Zeitpunkt aber noch nicht wusste, welche es denn sein sollte. Es war schon eine, ähem, verfahrene Situation.
Und so kam es zur NC. Die Honda stand durchaus auf meiner Wunschliste, wenn auch nicht ganz oben. Aber da sie günstig war und der lokale Honda-Händler auch die Marke BMW führt, griff eins ins andere. Der Mann nahm die Bayrische in Zahlung und händigte mir dafür die Japanerin aus. Und das zu akzeptablen finanziellen Konditionen. Gerade noch mal gut gegangen.
Es scheint, dass die BMW der ersten Vierventil-Boxer-Generation derzeit schwer aus der Mode gekommen sind. Wer eine BMW will, der kauft sich entweder eine junge 1200er (die auch richtig gut ist, Welten besser als die Scheiß-1100er, aber eben auch teuer) - oder er sucht einen coolen Zweiventiler. Die Baureihe 259 ist hingegen uninterssant: Weder cool noch gut. Und ich hatte eine.

Die Ducati des kleinen Mannes
Und die Skorpion? An ihr hing mein Herz schon deutlich mehr, schließlich besaß ich sie seit 2008 und hatte viel an ihr geändert. Eigentlich war sie immer noch eine tolle Maschine, fand ich, aber als Haupt- und Erstmotorrad, mit dem ich eben auch mal eine schnelle Autobahnetappe abreißen können muss, ungeeignet. Die Skorpion ist zudem nur dann richtig gut, wenn man sie sportlich fährt. Der Spruch von der "Ducati des kleinen Mannes" stimmt. Gemütliches Herumschnuffeln in SR-Manier kann sie nicht.
Als ich keinen Käufer für sie fand, hatte ich mich schon dafür entschieden, sie auf den Bauerhof zu bringen und neben ihrer Replica-Schwester einzumotten. Doch dann traf ich durch Zufall einen Kunden, der das mit dem Einmotten und Sammeln noch viel besser kann. Auf die genauen Umstände will ich hier nicht eingehen, aber der Käufer, der die Maschine letzte Woche abholte, kam von hier:
PS-Speicher
Ja! Meine kleine rote Skorpi ist auf dem Weg in den Motorradhimmel! Auch wenn es erstmal des himmlische Kellergeschoss ist, also das Depot: Hier wird sie ewig leben. Und das schönste: Wenn ich will, kann ich sie besuchen. Ein schönes Gefühl.