30.09.2007

Zweitausend Kilometer durchs Glück

Welch ein Glück, wenn man im September noch einmal für zwei Wochen in den Motorradurlaub fahren kann! Zumal, wenn das Wetter mitspielt und sich überwiegend in spätsommerlicher Pracht präsentiert. Eine Woche lang bewegte ich mich zusammen mit der Freundin am südlichen Rand der BRD entlang: von Würzburg über Schwarzwald und Schwäbische Alb an den Bodensee und weiter durchs Allgäu nach München. In der zweiten Woche traf ich mich mit einem kleinen Teil der MZ-Skorpion-Gruppe in Kärnten und machte dort das österreichisch-italienische Grenzgebiet unsicher.

Aber der Reihe nach: Ich reiste auf der neu angeschafften Skorpion – der reinsten stahlgewordenen Bravheit. Der kupferfarbene Metalliclack würde einen Daihatsu Cuore wahrscheinlich schmücken, zu einem Motorrad passt er keineswegs. Das darf nämlich nur schwarz oder rot sein, basta! Ein wenig temperamentvoller Vorbesitzer hat zudem das eh schon "zu lange" 39er Kettenrad gegen ein noch defensiveres 38er getauscht. So fahre ich de facto mit Vierganggetriebe – eine Maßnahme, die dem müden Single auch nicht wirklich weiterhilft.
Auch scheint mir das Heck zu tief zu liegen, wahrscheinlich sind die Umlenkhebel der Federung zu lang. Das führt zu einem etwas choppermäßigen Fahrverhalten mit ein Schräglage einklappendem Vorderrad. Aber egal. Wie immer sind mir solche fahrphysikalischen Feinheiten wurscht; ich gewöhne mich einfach dran. Und das Gepäck überdeckt eh' alles.
Schnell fahren kann man sowieso mit jedem Gerät. Wobei es hilft, zumindest in meinen Fall, wenn ein streckenkundiger Fahrer vornweg brät. Erster Höhepunkt der Reise war die Fahrt mit meinem Freiburger Kumpel Karsten auf den Schauinsland, eine ehemalige Bergrennstrecke. Zwölf Kilometer (oder so) den Berg hinauf in schnellen und immer schnelleren Kurven, der Einzylinder gibt sein bestes, und brrrrroooooaaaammmm schießt die Brave mich geradewegs in den Motorradhimmel! Geht doch!
Am nächsten Tag spielten wir U-Boot und fuhren unter Wasser an den Bodensee. Dabei versagte die extra für dieses Wetter angeschaffte Textiljacke völlig. Doch am nächsten Tag war alles wieder trocken und wir startklar für die längste Tour des gesamten Urlaubs: vom Bodensee nach Sigmaringen, das Donautal entlang, dann noch ein bisschen auf der Schwäbischen Alb und im Hegau herumgespielt und wieder zurück an den See. Kalt war's, aber schön.


Vom Bodensee nach München kann man die Autobahn nehmen – es aber auch lassen. Viel schöner ist die Allgäuroute über Lindenberg, Immenstadt, das Timmelsjoch und eine kleine Ecke Österreich. Da wurden die Berge schon etwas höher...

...aber so richtig alpin – Kunststück – präsentierte sich das Schnitzelland erst auf der Großglockner-Hochalpenstraße. 18 Euro Maut. Wie oft schon hatte ich mir vorgenommen, die Kohle einmal richtig auszunutzen und den lieben langen Tag die Serpentinen auf und ab zu brettern. Machte ich aber wieder nicht: viel Autoverkehr und die in dieser Höhenlage echt nicht mehr ausreichende Überholpotenz der Skorpi ließen mich davon ansehen. Also weiter nach Kärnten.

dort traf sich die kleine Skorpiongruppe, darunter ein Schwede und zwei Österreicher, in einer niedlichen Pension. Zwei tolle Touren gelangen uns von dort aus noch – bevor der Regen kam. Schade, für die große Dolomitenrunde oder eine Slowenien-Erkundung hat es dann nicht mehr gereicht. War aber trotzdem ein toller Urlaub. Im September.