04.10.2024

Die Ride-Sicht-Brille

Ich nehme eigentlich immer Tankrucksack und Straßenkarte mit auf Tour, auch wenn die eigentliche Navigation sehr oft dem Navigationsgerät obliegt. Und - so viel Ehrlichkeit muss sein - obwohl ich in den letzten Jahren aus dieser kurzen Entfernung praktisch nichts mehr lesen konnte.
Aber nun habe ich mir meine erste Gleitsichtbrille angeschafft, und Freunde, es ist herrlich. Auch die kleinsten Orte und die schmalsten Straßen sind endlich wieder sichtbar. Ein Traum! 

19.09.2024

Ich hätte ewig weiterfahren können

Was macht der Ras-mussen-Schreiberling wohl an einem freien Tag? Ein Mal dürft ihr raten. Bingo! Natürlich Motorrad fahren. Heute hab ich es mir aber mal so richtig gegeben: 448 Kilometer standen am Ende auf der Uhr. Und es war SO SCHÖN! 
Eine Routenaufzeichnung kann ich euch wie üblich nicht bieten. Also hier ein paar Eckdaten: Zunächst ging es Richtung Süden, wobei ich mich etwas östlicher hielt als sonst - nicht, weil es dort schöner ist, sondern weil ich die bekannten Routen meiden wollte. Also fuhr ich über Rothenburg und Kirchberg an der Jagst Richtung Vellberg und von dort durch das schöne Bühlertal nach Abtsgmünd (Wahnsinn, fünf Konsonanten nacheinander!). Die nächsten Orte, an die ich mich erinnern kann, sind Heuberg und Donzdorf, wobei letzteres der südlichste Punkt der Tour gewesen sein dürfte. 
Dann richtete ich die Triumph nordwestlich aus - Ziel Löwensteiner Platte, wo ich mich mit meinem Bruder treffen wollte. Man kann in der super dicht besiedelten Region östlich von Stuttgart schon ganz schön Motorrad fahren,  wenn man die richtigen Strecken findet. Leider wurde mein schöner Plan torpediert durch eine, was auch sonst, Vollsperrung. Und schon fand ich mich wieder auf den Hauptrouten durch das riesige Gewerbegebiet zwischen Stuttgart und Aalen. Einmal mit allem, bitte! Eine Stadt grenzt an die nächste, die Ortsdurchfahrten sind auf 30 begrenzt, die wenigen Landstraßen auf 70 - natürlich inklusive Überholverbot. Von der extremen Verkehrsdichte ganz zu schweigen. Ein Alptraum. Wie kann man dort nur wohnen?
Na egal, irgendwann kam ich in Löwenstein an und konnte die neu angeschaffte brüderliche Speed Triple in Augenschein nehmen. Tolles Bike! Für ein paar Kilometer bis ins spektakulär schöne Waldenburg fuhren wir noch gemeinsam, dann bog Michael wieder nach Süden ab, und ich hielt mich nordwärts. Zuerst wollte ich die B19 nehmen, aber als ich den Wegweiser nach Forchtenberg im Kochertal sah, dachte ich: Ach komm...
Und da waren sie dann wieder, die Landstraßen, die ich so liebe: nicht spektakulär kurvig, aber angenehm geschwungen, landschaftlich schön und vor allem: kaum befahren. Nur alle paar Kilometer musste ich für ein verschlafenes Dörfchen kurz vom Gas, ansonsten ließ ich die Bonnie laufen, und der Motor brummte so warm und beruhigend dazu, dass ich noch ewig hätte weiterfahren können. Ganz so kam es zwar nicht, aber 448 Kilometer sind ja auch nicht so schlecht. 

08.09.2024

Sommerendtour

Nachdem uns die letzten Ausfahrten in Richtung Norden und Osten geführt hatten, wurde es Zeit, die beiden Triumphs mal wieder gen Süden zu lenken. Die Route führte uns gestern über kleine Landstraßen nach Möckmühl im Jagsttal. Von dort aus cruisten wir entlang des Flusses bis Dörzbach und nahmen dann die B19 bis kurz vor Würzburg. Die Bundesstraße? Ja, denn die B19 ist auf dem Abschnitt zwischen Künzelsau und Würzburg wirklich schön zu fahren - sowohl landschaftlich reizvoll als auch durchaus kurvenreich. Nur muss man natürlich die Wochentage meiden, dann herrscht hier die Speditionsbranche.
So, meteorologisch befinden wir uns schon im Herbst, das Wetter ist aber eindeutig noch sommerlich. Mal sehen, was die Motorradsaison noch bereit hält. 

25.08.2024

Nur für mich

Ich glaube, ich habe hier schon seit einiger Zeit kein Bild meiner schönen (und blitzsauberen) Triumph gepostet. Heute wäre die Gelegenheit gewesen, denn am Nachmittag bin ich kurz entschlossen noch eine kleine Runde nordöstlich von Würzburg gefahren. Aber leider hab ich kein Foto gemacht - Pech für euch, denn das Licht war einfach perfekt: Die Sonne geht ja nun schon deutlich früher unter, und gegen 5 ist ihr Licht schon so warm und weich und orange, dass man sich gar nicht daran sattsehen kann. Zusammen mit den immer noch tiefgrünen Wiesen und Weinbergen ergab das einen wunderschönen Farbenrausch, den ich ganz für mich hatte. 

18.08.2024

Brüdertour 2024: Entdecke deine Heimat

Seit der Familiengründung bei unserem jüngsten Bruder war klar, dass sich die Brüdertour verändern muss. Schließlich war er es bisher, dem es nichts ausmachte, vor und nach der eigentlichen Tour jeweils einen Tag dranzuhängen, um aus seinem Wohnort Chemnitz erst einmal nach Süddeutschland zu den älteren Brüdern zu fahren (bzw. zurück). Das geht nun nicht mehr. Eine mehrtägige Abwesenheit verbietet sich für ihn bis auf weiteres.

Deshalb fuhren Michael und ich nach Sachsen auf den elterlichen Hof, um dort den jungen Vater zu zwei Tagestouren zu entführen. Und wie sich zeigte, lassen sich auch im heimatlichen Bundesland sowie im nahen Ausland viele tolle Straßen und Landschaften finden, wo man fantastisch motorradwandern kann. Solange man nicht den Fehler macht, sie mit den Alpen oder der Provence zu vergleichen. Die Hauptsache ist sowieso, zusammen Motorrad zu fahren - alles andere ist zweitrangig!

Und einen Vorteil hatte der Start auf der Rosenow-Ranch zudem: Es standen mehr Motorräder als Brüder zur Verfügung, sodass wir an den beiden Tagen unterschiedliche Bikes fahren konnten! Am Freitag führte uns die Reise auf KTM Adventure 390, Honda XBR 500 und Royal Enfield 500 Bullet zuerst über Zwickau und Hartenstein auf den Fichtelberg. Von dort aus überquerten wir die Grenze nach Tschechien und verbrachten eine längere Mittagspause in Karlsbad. Danach fuhren wir entlang eines Flusses (der Tepla wahrscheinlich) Richtung Süden, wechselten in Marienbad wieder in Richtung Norden und wanderten über kleine Straßen und durch unzählige tschechische Dörfer zurück nach Deutschland, wo es über Auerbach und Zwickau wieder nach Hause ging.

Am Samstag blieben wir komplett in Sachsen und erkundeten auf Ducati Monster, Yamaha Tenere 700 und wieder KTM Adventure das Gebiet nördlich der Autobahn A4 zwischen Glauchau und Wilsdruff. Das Navi führte uns erneut auf kleinsten Straßen und Wirtschaftswegen von Dorf zu Dorf. Die hügelige Landschaft bot an vielen Stellen tolle Ausblicke, und hübsche Städtchen wie Waldheim oder Burgen wie das beeindruckende Schloss Rochlitz rundeten das Bild ab. Nachmittags überquerten wir die A4 und wechselten ins Erzgebirge, wo es mindestens genau so schön, fahrerisch aber deutlich aufregender war. Die Strecke führte über Tharandt, Frauenstein, Olbernhau und dann über Pockau, Augustusburg und Chemnitz wieder nach Hause. 

Lustigerweise kamen an beiden Tagen exakt 350 Kilometer zusammen. Zweiter Fun Fact: Meine beiden "kleinen" Maschinen, die Enfield und die KTM, verbrauchen trotz vollkommen unterschiedlicher Auslegung bei dieser Fahrweise exakt gleich viel. Bei drei Litern auf 100 Kilometern standen am Ende jeder Tour jeweils etwa 10,5 Liter zu Buche. Da kann man nicht meckern, finde ich.

Zusammen mit der An- und Abreise nach Sachsen kamen mit der Brüdertour 2024 für mich gut 1.300 Kilometer aufs Motorraderlebniskonto. Bin schon gespannt, was uns nächstes Jahr in Sachen Brüdertour einfallen wird.







06.08.2024

Rote Linien

Wenn ich jede Straßensperrung des heutigen Tages fotografiert hätte, wäre eine hübsche Bildergalerie herausgekommen. Aber auf die besten Ideen kommt man meistens zu spät.
Wahrscheinlich glauben die bayerischen Straßenbauer, dass es in den Ferien niemanden stört, wenn man einfach jede zweite Ortsverbindung sperrt, um in Ruhe arbeiten zu können. Wobei - ob an jeder Baustelle zu jeder Zeit gearbeitet wird, ist ja auch noch sehr fraglich. 
Heute war einfach mal die wichtigste Zugangsstraße in den "Kurvenspessart" gesperrt, und zwar die Route von der Autobahnauffahrt Rohrbrunn Richtung Rothenbuch. Also musste ich umkehren und wollte nun von Marktheidenfeld Richtung Lohr fahren. Das ging aber auch nicht. Also rüber auf die andere Mainseite - dort war dann nach wenigen Kilometern die Verbindung nach Karlstadt gesperrt.
Ich rege mich auf dieser kleinen Seite ja oft und gerne über die Angewohnheit der deutschen Tiefbaubranche auf, schon beim kleinsten Anlass Vollsperrungen und kilometerlange Umleitungen einzurichten. Aber, verdammt nochmal, mit Recht! Es gibt keine Landstraßentour, auf der ich nicht auf diese Ärgernisse stoße. Und immer wieder erinnere ich mich dann an unsere Frankreich-Reise - dort gab es auf 2.000 Kilometern Landstraße keine einzige Umleitung. Geht also auch.

31.07.2024

Endlich mal weiter als bis zur Wasserkuppe

Wer diese kleine Website regelmäßig besucht, der weiß, wie gerne und häufig wir auf die Wasserkuppe fahren. Der höchste Gipfel der Rhön ist halt auch ein attraktives Ziel. Aber darüber haben wir irgendwie vergessen, dass es hinter dem Berg ja noch weitergeht. 
Diese Woche nun hatten wir endlich mal wieder die Gelegenheit, ein paar Kilometer weiter in Richtung Norden vorzustoßen. Das Kind weilt im Ferienlager, und Isabelle und ich wollten ein paar Tage in Erfurt verbringen. Die Anreise führte uns auf gewohnten Wegen in die Rhön und dann weiter über den Hochröhnring. Von dem Ort mit dem lustigen Namen Hofbieber aus hielten wir uns dann Richtung Nordosten und kreuzten die Ausläufer des Thüringer Walds. Welche tollen, einsamen Kurvenstrecken es dort gibt, hatte ich irgendwie auch vergessen. 
Der Rückweg ging dann heute über Oberhof und Steinbach einmal mitten durch den Thüringer Wald (Foto). Das war eine großartige Tour - und bestimmt nicht die letzte jenseits der Wasserkuppe!