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Wie ersprießlich eine solche Lebensweise ist, sieht man der korsischen Schweinepopulation durchaus an: Sie sind muskulös und elegant und keine fetten Schwabbel wie die deutschen, in industrieller Mast erzeugten Schwartenlieferanten. Und sie munden, auch das muss an dieser Stelle gesagt werden, ganz vortrefflich.
Doch nicht nur für Paarhufer, auch für den so genannten Menschen stellt sich das Leben auf Korsika höcht angenehm dar. Selbst wenn er nicht all seine Tage auf der "Insel der Schönheit" (ausnahmsweise zutreffende Eigenwerbung) verbringen darf, sondern nur wenige Urlaubswochen. Dann heißt es: Flink runter vom Schiff, eine nette Ferienwohnung suchen (zum Beispiel im hübschen Dörfchen Petreto-Bicchisano, am Schnittpunkt vierer ganz unterschiedlicher Motorradreviere) und den Motor gestartet. Das besonderste (wenn es so etwas überhaupt gibt) an Korsika ist die unglaubliche Vielfalt der Landschaften. So fährt man beispielsweise am schönsten Mittelmeer-Klischeestrand los, beispielsweise in einem pittoresken Fischerdorf, und befindet sich schon wenige (hundert) Kurven später in einer hügeligen, strauchbewachsenen Macchia-Vegetation. Wie das duftet und blüht, gerade jetzt im Frühjahr! Die Straße geht beständig bergan, bald lösen feuchte, schattige Mischwälder die Macchia ab. Auf der Passhöhe herrschen dann Nadelbäume vor, es ist frisch, und der Reisende fühlt sich an die Alpen oder Skandinavien erinnert. Nur um schön wenige Kilometer später im allerschönsten deutschen Wiesengrunde zu landen, in dem nur die Abwesenheit von Autos, Gewerbegebieten und Einfamilienhaussiedlungen dankenswerterweise diese Illusion zerstört.
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Dass es außer tollen Straßen und Landschaften auch noch gutes Essen, schöne Städte und Dörfer, herrliche Strände und freundliche Menschen gibt, macht den Urlaub perfekt. Und für das in diesem Jahr recht unperfekte Wetter kann die Insel ja nichts. Wenn das nun auch noch immer passen würde, dann wollte ich mich auf der Stelle in ein Schwein verwandeln.