Heute war es soweit: Die erste Fahrt mit den eigenen Motorrädern nach endlosen scheinenden Wintermonaten. Nicht ganz die erste Fahrt überhaupt - am Mittwoch durfte ich schon das hier erleben. Aber nach endloser Warterei und Schrauberei konnte ich heute die Skorpion zum ersten Mal in ihrem neuen Trimm bewegen.
Doch vor dem Fahren kommt zuerst der Kaltstart, und der ist bei der Skorpion als solcher immer ein ganz heikles Unterfangen. Was habe ich schon für epische Schlachten ausgefochten, dosenweise Startpilot geleert und ganze Autobatterien leergeorgelt, bis das Ding nach einem langen Winter endlich lief. So war das jedenfalls bei zwei der drei Skorpions, die ich bislang gefahren habe. Doch es gibt eine Ausnahme, und das ist die schwarze Schönheit auf dem Bild. Meine Replica zickte nie, selbst wenn ihr fauler Eigner wieder einmal vergessen hatte, die Batterie zu laden oder sie wenigstens über den Winter abzuklemmen! Nie brauchte sie mehr als ("gefühlte") eineinhalb Kurbelwellenumdrehungen, um anzuspringen. Es war immer wieder ein Genuss, dass zu erleben.
Aber jetzt habe ich ja einen anderen Motor. Und Flachschiebervergaser. Mit denen seien Kaltstartprobleme allerdings unwahrscheinlich. Sagten jedenfalls die Experten. Offenbar hat meine Maschine da aber nicht so genau hingehört. Voller Tatendrang trotz drohenden Regens holte ich sie heute aus der Garage. Ein Druck auf den Startknopf - tapfer drehte der Anlasser den hochverdichteten Tuningmotor durch. Allein, er zündete nicht. Öttlöttlöttlöttlöttlöttlöttlnichts. Startpilot. Öttlöttlläuft. Ging wieder aus. Öttlöttlkrächz. Batterie tot. Scheiße. Es begann, leicht zu regnen. Ich überlegte. Die Kiste stehen lassen und mit der Ducati Spaß haben? Nein, dann frisst der Startpilot den ganzen Motor auf. Und überhaupt: Es muss einfach sein. Also schob ich sie durch's halbe Viertel zu meinem Bus. Starthilfekabel. Die Busbatterie drehte den Motor so locker durch wie eine Startmaschine aus dem Truck Grand Prix. Eineinhalb Umdrehungen, und er lief. Jetzt aber los.
Eine Stunde später war ich wieder da, glücklich. Endlich läuft sie, und wie! Obwohl ich mit dem quasi neuen Motor nicht über 5.500 drehte, merkte ich doch, dass es sich hier um ein vollkommen anderes Motorrad handelte. Jetzt ist sie wirklich eine Race Replica. Dynamisch, rassig, aggressiv.
Reisetagebuch Japan (3): Blade Runner
vor 2 Tagen