18.07.2010

Reiseenduro - eine Annäherung

Teil 1: Suzuki V-Strom

Zur Zeit steht der Verlagshof voller Reiseenduros. Na ja, genau genommen sind es zwei - eine Suzuki V-Strom und eine BMW R 1200 GS. Aber trotzdem will ich mich dem bislang von mir so verschmähten, gleichwohl aber unglaublich erfolgreichen Segment einmal annähern. Zuerst an die Suzuki. Sie ist ja nicht mehr das neueste Konzept auf dem Markt; das schönste war sie noch nie, und erst der Name... aber was in den Zeitschriften immer gelobt wurde, war ihr Fahrwerk, und das ist wirklich gut. Heute im Spessart: Zwar sind die meisten Teilstücke meiner Lieblingsstrecke bereits top-neu und von allerbester Qualität, aber an einigen Straßen ist das Konjunkturpaket bislang vorbeigegangen. Und hier zeigte sich der Vorteil eines guten Reiseenduro-Fahrwerks: Ducati und Skorpion schütteln mich auf solchen Fahrbahnen immer durch, bis mir das Blut aus den Nieren tropft. An kontrolliertes Schnellfahren ist dabei nicht zu denken. Die Suzi dagegen federte mit ihren langen Federwegen alles weg und behielt mit ihrer gut abgestimmten Dämpfung trotzdem jederzeit Fahrbahnkontakt. So ließen sich selbst die übelsten Flickenstraßen flüssig und angenehm fahren.

Noch zwei andere Reiseenduro-Eigenschaften fielen mir positiv auf. Zum einen das Platzangebot: Für meine 1,90 Meter fahre ich eigentlich die falschen Maschinen. Auf der V-Strom fühlte ich mich endlich einmal gut untergebracht - angenenhmer Kniewinkel, bequeme Sitzposition (vielleicht einen Hauch zu passiv). Und die schmalen Reifen machen das Fahren deutlich entspannter - ich frage mich bei meiner Ducati GT 1000 jedes mal aufs neue, warum die Italiener bei so einem klassischen Naked Bike unbedingt einen 180er verbauen mussten.

Sachliche Nachteile (außer den ganz prinzipiellen Erwägungen) gibt es natürlich auch: Zum einen sind die Dinger schwer, hoch und äußerlich riesengroß. Vor allem die Höhe führt zu einem seltsamen Effekt, den man in seine Fahrweise erst einmal einbauen muss: Zwar verlangen die schmalen Reifen vergleichsweise wenig Kurvenschräglage, jedoch fühlt sich diese durch die große Bauhöhe gleich viel spektakulärer an. Und außerdem muss man als alter Mittellinienfahrer immer aufpassen, nicht zu weit in den Gegenverkehr zu ragen.

Soweit der erste Bericht von der Reiseenduro-Front. Kurze Zusammenfassung: Bequeme Sitzposition, komfortables Fahrwerk und schmale Reifen gefallen. Weiter geht's demnächst mit BMW R 1200 GS.