Die schönste Straße der Welt liegt zwischen Mürzsteg und Aschbach. Wer von Österreich nur die Großglockner- und andere Hochalpenstraßen kennt, hat also etwas verpasst. Denn im Grenzgebiet zwischen Niederösterreich und der Steiermark - also zwischen Wien und Graz - gibt es zwar nicht die höchsten Berge, aber jede Menge Fahrspaß. Vier Tage durften wir uns dort aufhalten, belastbaren Großeltern sei Dank. Und das Wetter spielte mit und machte diese paar Tage zum rundum gelungenen Motorradurlaub, wie wir ihn schon lange nicht mehr erlebt hatten.
Bilder gibt es hier.
Aber der Reihe nach. Vor einigen Jahren hatte es mich auf der Rückreise aus Ungarn durch diese Gegend geführt, und ich war schon damals sehr angetan. Eine Art sehr großer Schwarzwald ohne dessen Unannehmlichkeiten (schlechte Straßen, viel Verkehr, Tempolimits und Fahrverbote). Purer Motorradspaß auf sehr gut ausgebauten Straßen ohne enge, schwierig zu fahrende Haarnadelkurven, aber auch ohne Geraden, die länger sind als ein paar hundert Meter. Da musste ich wieder hin - und in diesem Sommer hat es nun geklappt. Als Basisstation diente uns der Gasthof "Kalte Kuchl" - kein In-Etablissement für die Freunde gehobener Gastlichkeit, aber dafür der größte Motorradtreff Niederösterreichs (Eigenwerbung) und dazu rustikal und bezahlbar. Und er liegt im Schnittpunkt diverser Routen durch dieses vielversprechende Revier.
Am vergangenen Sonntag kamen wir nach gut 600 Kilometern Anreise dort an und wurden gleich von hunderten Motorradfahrern auf den Straßen rundherum und auf dem Parkplatz vor der Kneipe selbst begrüßt. Fantastisch. Autos waren kaum zu sehen, und selbst an den Wochentagen bleib die Verkehrsdichte erstaunlich gering - sogar auf den Durchgangsstraßen. Welch Unterschied zu Deutschland, wo trotz deutlich höherer Benzinpreise ständig mindestens die Hälfte der Bevölkerung auf Achse zu sein scheint, und zwar immer direkt auf meiner Route! Zwei schöne Tagestouren und ein Besuch in der großartigen Stadt Wien füllten die wenigen Tage, die wir zu Verfügung hatten. Die Rückreise teilten wir auf zwei Tage auf und übernachteten in Salzburg. Der letzte Teil des Wegs durch Deutschland ließ mich dann kurzfristig über einen Asylantrag in Österreich nachdenken: eine öde Tour auf Bundesstraßen, die fest in der Hand humorloser Lkw-Fahrer und blinder Opas waren. Das Leben geht eben weiter.
Reisetagebuch Japan (3): Blade Runner
vor 3 Tagen