27.03.2011

Saisonstart – jetzt aber richtig

Der letzte Beitrag war gar nichts, das gebe ich zu. Ein nichtssagender Text und dann noch vergessen, das Bild mitzuschicken – ich entschuldige mich. Langsam muss ich wirklich darüber nachdenken, mir ein Smartphone anzuschaffen, denn von unterwegs zu schreiben ist mit der SMS-Tastatur einfach eine Plage.
Der Spaß, den der Tag im Schwarzwald gemacht hat, fand in den dürren Worten jedenfalls nicht ansatzweise Ausdruck. Michelin hat seinen neuen Sporttouringreifen Pilot Road 3 vorgestellt und dazu eine erstaunlich vielfältige Flotte von Testfahrzeugen gechartert. Darunter war eine Moto Guzzi Griso, die ich noch nie zuvor gefahren bin und auf die ich schneller meinen Helm gelegt hatte als ein Pauschalurlauber sein Handtuch auf die letzte freie Liege am Pool. Die Griso fährt sich so, wie sich ein aus dem vollen gehauener Einbaum paddeln lässt (jedenfalls stelle ich mir das so vor): Sie ist schlank, lang und schwer, richtungsstabil, hart gefedert und schwer aus der Ruhe zu bringen. Mancher würde sie ein Männermotorrad nennen, aber den Begriff mag ich nicht. Aber sicher wisst ihr, was gemeint ist. Und wenn zu einem Männermotorrad gehört, dass es einem ein wenig Angst einjagt, dann will ich den Terminus meinetwegen gelten lassen. Angst macht nämlich die Tatsache, dass der dicke V2 durch die missglückte Abstimmung im wichtigsten Drehmomentbereich ein tiefes Leistungsloch hat. Im Schwarzwald wirkt sich das gerne so aus: Man zieht am Kabel wie blöd, weil der irre Tourguide und die professionellen Testfahrer in seinem Schlepptau es wieder einmal deutlich mit dem Tempo übertreiben, aber der Einbaum fühlt sich an, als würde ich gegen die Strömung paddeln. Dann – die Kurve kommt näher und ich bereite mich schon drauf vor, vom Gas zu gehen – hat der Motor plötzlich seine Malaise überwunden und kickt richtig nach vorn. Das passt dann meistens nicht so recht ins Konzept. Passiert ist nichts, aber trotzdem.
Am Samstag konnte ich dann endlich wieder einmal das eigene Material ausführen. Die Wahl fiel auf die Skorpion, der ich zuletzt etwas Zuwendung durch eine Werkstatt meines Vertrauens angedeihen lassen hatte. Eine neue HU-Plakette brauchte sie ohnehin, und nun hat sie noch neue Bremsleitungen und einen hübschen Alu-Pissbecher von ABM. Im Laufe des Jahres (am besten vor dem Skorpiontreffen) muss ich es außerdem schaffen, die Instrumentenhüllen schwarz zu lackieren und eine neue Halterung zu bauen, damit Tacho und DZM näher an die Gabelbrücke rücken. Aber das nur nebenbei.
Die Tour führte mich durch den Odenwald und über die Rheinebene zu Schwiegermuttern ins Pfälzische (siehe Titelbild). Dabei gewann ich den Eindruck, dass der getunte Motor, wenn möglich, noch etwas besser ging als im Jahr zuvor. Möglicherweise lief er damals zu fett, denn der TÜV-Mann hatte bei der AU zehn Prozent CO gemessen, was die Werkstatt umgehend auf sozialverträgliche Werte korrigierte. Jedenfalls ist das Aggregat eine wahre Freude – vor allem mit seinem ansatzlosen und freudigen Hochdrehen. Und er verbraucht noch nicht einmal mehr als im Serienzustand, obwohl die Leistung auf einem völlig anderen Niveau liegt. Ein Zeichen dafür, mit was für unzulänglichem Material uns die Industrie lange Zeit abgefrühstückt hat (heute ist das möglicherweise anders – oder doch nicht, wenn ich an den Guzzi-Motor denke).
Aber eine Zicke ist das scharfe Ding auch – das muss wohl so sein. Es frisst mit seinen stärkeren Vibrationen Scheinwerferbirnen wie andere Leute Salzstangen und wenn man sie mal abwürgt (was mir von Zeit zu Zeit passiert, ich gestehe), dann ist sie tief beleidigt und will nicht mehr anspringen. Gibt beim Anlassen Geräusche von sich, dass man am liebsten auf Knien um Entschuldigung flehen will. Und wenn sie dann doch wieder läuft, dann tut sie so, als sei nichts geschehen. Ein Rasseweib!
Nachdem ich schon im Winter ein paar kleine Touren mit der SR gefahren bin und nun die Skorpion dran war, müsste ich als nächstes die Ducati aus dem Winterschlaf wecken. Die Schöne tut mir fast schon leid – seit September bin ich nicht mehr mit ihr gefahren. Natürlich geht das wieder zulasten der anderen beiden. Aber die Schwarzwaldaktion vom letzten Jahr hat mich auf eine Idee gebracht: Wenn man schon wenig Zeit zum Motorradfahren hat, dann muss man eben die Intensität erhöhen, um am Ende auf das gleiche Gesamterlebnis zu kommen. Ich habe da auch schon etwas im Auge – ihr hört von mir!