19.04.2012

Audi, Ducati und MZ

Weinerliche Rückschau auf längst vergangene Ereignisse, Chancen oder Fehler ist eigentlich nicht so mein Ding. Aber die Nachricht von der Übernahme von Ducati durch Audi zwingt mich förmlich dazu, kurz und traurig "Was wäre, wenn" zu seufzen. Was, wenn Audi die unglaubliche Summe von (kolportierten) 860 Millionen Euro genutzt hätte, um die eigene Zweiradgeschichte des Unternehmens am Standort Zschopau wiederzubeleben? Eins ist sicher: Das Geld hätte dazu mehrfach gereicht. Und die unternehmerische Leistung, in Deutschland eine eigene Produktpalette und eine eigene Produktion aufzubauen, wäre deutlich größer gewesen, als einfach eine italienische Marke auf dem Höhepunkt ihres wirtschaftlichen Erfolgs und ihres technischen Schaffens abzugreifen.
Damit will ich den Schritt von Audi durchaus nicht abwerten. Es ist toll, dass sich der Hersteller auf neues Terrain wagt, und mit seinem finanziellen Background ist Audi auch ein zuverlässigerer Besitzer für Ducati als die mehr oder weniger oskuren Investoren, die zuletzt italienische Motorradbauer gekauft haben. Eines muss den Ducati-Fans aber klar sein (mir ist es das jedenfalls): Sollte der Motorradmarkt weiter schwächeln, sollte Audi in Absatzschwierigkeiten kommen (bspw. in China), würde das Umweltimage der Marke durch die ach so unvernünftigen Zweiräder Schaden nehmen, oder sich einfach die Strategie des VW-Konzerns ändern, so würde man Ducati mitleidlos wieder verkaufen. Auf diesem Niveau leistet sich niemand Hobbies, auch nicht Herr Piëch.