24.07.2016

Neuland

Das vorletzte Juliwochenende ist traditionell der Zeitpunkt für die Motorradausfahrt, die mein Arbeitgeber für Kunden, Abonnenten und andere Partner organisiert. Fast von Anfang an bin ich als Tourguide dabei und genieße die mittlerweile viertägige Tour von Jahr zu Jahr mehr.
Diesmal war ich allerdings etwas unsicher, ob ich als Vorausfahrender eine gute Figur machen würde - schließlich ging es zum ersten Mal in eine Gegend, in der ich weder mit dem Motorrad noch mit dem Auto jemals gewesen bin: das Saarland und Luxemburg. Aber andererseits freute ich mich darauf, etwas Neues kennenzulernen.
Auf der Anreise machte das Saarland noch einen denkbar schlechten Eindruck auf mich: Ewig lange, furchtbar öde Straßendörfer erstreckten sich auf den letzten 30, 40 Kilometern vor unserem Unterkunftsort Losheim am, ähem, See ("Weiler" wäre angemessener). Und auf den wenigen freien Landstraßen fuhr kein Mensch schneller als 60 km/h. Was wohnen da nur für Leute?
Das Landschaftsbild änderte sich allerdings westlich der B 268. Hier wurde es hügelig, kurvig, waldreich und stellenweise spektakulär - wie an der Saarschleife bei Mettlach (siehe Foto - den linken Flussarm müsst ihr euch jetzt denken). Noch viel schöner ist es freilich im benachbarten Großherzogtum Luxemburg. Wer jetzt nur an die gleichnamige Hauptstadt mit ihren Banken denkt, weiß nicht alles. Vor allem der nördliche Teil des kleinen Landes (2.585 Quadratkilometer - exakt so groß wie das Saarland, wirklich!), der in den Ardennen liegt, ist mit seiner dünnen Besiedelung, den lauschigen Flusstälern und kurvenreichen Strecken ein richtig gutes Motorradrevier. Und alles so sauber und geputzt! Fast wie die Schweiz, nur netter.
Zur Navigation nutzte ich zum ersten Mal eine auf meinen Tomtom geladene, fertig konfigurierte Route.  Das machte mir anfangs noch mehr Sorgen als meine Ortsunkenntnis, funktionierte aber wider Erwarten gut. Bis auf das eine Mal eben...
Auf der Tour konnte ich zudem nach langer Zeit einmal wieder Royal Enfield fahren, weil uns der Importeur zwei Testmaschinen gestellt hatte. Mit 27 PS eine Gruppe zu führen, in der acht von neuen Teilnehmern deutlich über 100 PS zur Verfügung hatten, war zweifellos ambitioniert. Aber ich holte alles aus der Inderin heraus und schaffte es tatsächlich, vor meinen Schäflein zu bleiben. Nur bei langen Ansteiegen wurde es etwas zäh. Aber niemand meckerte, und einer Royal Enfield in Babyblau kann sowieso niemand böse sein.