14.01.2017

Die Ewigkeit ist auch nicht mehr das, was sie mal war

In Motorrad- und Oldtimerzeitschriften las ich immer mal wieder rührende Geschichten über ältere Herren, die unvernünftig viel Zeit und Geld investieren, um genau das Motorrad wiederzubekommen, das sie in ihrer Jugend gefahren haben. Darum dachte ich, dass es schlau sei, meine Lieblingsmotorräder einfach nicht zu verkaufen, sondern einzulagern. Das würde den Aufwand deutlich verringern. Platz steht auf dem elterlichen Bauernhof mit seinen Ställen und Scheunen ja reichlich zur Verfügung.
Unter den bis vor kurzem 5,8 Maschinen in meinem Besitz befinden sich immerhin 3,8, die ich entweder gar nicht (weil abgemeldet) oder nur sehr selten fahre und eigentlich nur behalte, weil ich weiß, dass ich unvernünftig viel Geld und Zeit investieren müsste, sollte ich später einmal wieder große Lust auf sie bekommen. Nur: Wann ist später?
Nehmen wir als erstes Beispiel meine MZ TS 250/1. Schon ihre Anschaffung im Jahr 2005 geschah aus nostalgischen Gründen, weil ich auf MZ meine Motorradleben begonnen hatte und glaubte, aus Prinzip immer einen Zschopauer Zweitakter besitzen zu müssen. Als sich bei uns 2008 familiärer Nachwuchs ankündigte, habe ich das Motorrad abgemeldet und eingestellt. In den drei Saisons dazwischen bin ich rund 2.000 Kilometer mit der TS gefahren. Es waren schöne Touren dabei wie die zum Rätschentreffen, aber in erster Linie kurze Spaßfahrten rund um Würzburg.
Ein Verkauf kam damals für mich nicht in Frage, eben weil ich dachte ... Aber das hatten wir ja schon. In den letzten Monaten habe ich mich dann immer häufiger gefragt, ob es sinnvoll ist, auf ein Wiederkehren der Lust an einem bekannten Motorrad zu hoffen. Denn bislang ist mir der Motorradmarkt noch nicht langweilig geworden. Irgendwie habe ich mich doch immer wieder für eine mir bislang unbekannte Maschine interessiert und die Altmaschinen in der Scheune stehengelassen.
Damit ist jetzt Schluss. Als erstes traf es die TS. Und, oh Wunder, der Verkauf war ein Riesenspaß: Sie brachte mir ohne jede Preisverhandlung das Dreifache von dem ein, was sie 2005 gekostet hat. Das lindert natürlich den Abschiedsschmerz. Hier noch ein letztes Bild:

Zweites Verkaufsprojekt ist die Yamaha SR 500. Ja ich weiß: Auch über sie habe ich vielfach geschrieben, dass sie unverkäuflich ist. Aber nach sechs Jahren und rund 8.000 Kilometern ist der Zauber verflogen, und es darf gern wieder etwas anderes her.
Und wenn ich irgendwann wieder Lust auf einen klassischen Einzylinder verspüre? Dann kaufe ich mir eben eine Enfield. Und wenn ich Zweitakter fahren will? Also, mein Bruder hat da eine fantastische RD 350 in der Scheune stehen, die er nie verkaufen wird, weil man so eine Maschine in ein paar Jahren nur mit unvernünftig großem Einsatz an Zeit und Geld wiederbeschaffen könnte...

P. S. Die Preisentwicklung der alten MZ-Modelle klingt nach dem sprichtwörtlichen Garagengold. Vor allem wenn man bedenkt, dass diese Maschinen noch einmal zehn Jahre früher buchstäblich für einen Kasten Bier zu haben waren. Hätte man sich damals nur die Scheune vollgestellt...

P. P. S. Die 0,8. Maschine in meinem Bestand ist eine nicht ganz vollständige MZ TS 150, und zwar die Kiste, auf der ich Anfang 1990 die Motorradprüfung abgelegt habe. Die werde ich garantiert nie verkaufen...