Wer träumt nicht davon, seine Lieblingsbeschäftigungen zum Beruf zu machen? Bei mir sind es das Motorradfahren und das Schreiben, und viele Jahre hatte ich das Privileg, beiden Tätigkeiten während meiner Arbeitszeit nachgehen zu können. Das ist nun vorbei. Mein Arbeitgeber hat sich entschieden, das Fachblatt "Bike und Business" an den Syburger Verlag zu veräußern. Damit geht meine Zeit als Motorradjournalist nun nach 15 Jahren zu Ende.
Bevor ihr erschreckt: Arbeitslos bin ich damit nicht geworden. Die "Bike" war eines der kleineren "Objekte", wie man das in Fachkreisen nennt, die unser Verlag herausgegeben hat. Und mein Hauptjob war und bleibt die Arbeit für "Kfz-Betrieb", einem Fachmagazin für Autohändler und Werkstätten. Aber natürlich rinnt mir trotzdem eine Träne die Lederjacke hinab bei dem Gedanken, was mir in Zukunft alles fehlen wird.
Da wären zum einen die Testmaschinen. Obschon wir natürlich damit nicht so reichlich versorgt wurden wie die "echten" Motorradzeitschriften, so hatte ich doch über die Jahre immer wieder die Gelegenheit, das neueste Material auszuprobieren. Und das nicht nur in einer einstündigen Probefahrt beim Händler, sondern gerne auf einer richtigen Tour. Vermissen werde ich auch die gelegentlichen Dienstreisen zu Motorrad- und Reifenpräsentationen. Ja, ich weiß: Aus Sicht des Presserats sind solche Events zutiefst verwerflich, schließlich kann aus einer Flugreise in eine sonnenreiche Gegend, einer Übernachtung in teuren Hotels und Freigetränken an der Bar ja nur eine unzulässige Beeinflussung des Journalistenvolks resultieren, oder? Aber sei's drum: Die paar Mal, die ich dabei war, habe ich genossen.
Doch am meisten werden mir die Menschen fehlen. Die Motorradbranche ist eine kleine Welt voller Überzeugungstäter, und über die Jahre habe ich unter Motorradhändlern, Lieferanten und Dienstleistern sowie Journalistenkollegen viele wunderbare Frauen und Männer kennengelernt, die nun aus meinem Gesichtskreis verschwinden werden. Besonders möchte ich hier natürlich den langjährigen Chefredakteur und "Mr. Bike" Stephan Maderner hervorheben, dem ich alles Gute für seine berufliche Zukunft wünsche. Auch wenn Facebook vielleicht dabei helfen wird, Kontakte zu halten, so werde ich eben doch nur Zaungast sein und keine Informationen mehr aus erster Hand beisteuern können.
Bei der Durchsicht von ein paar alten Heften ist mir übrigens aufgefallen, dass mein erster Beitrag für die "Bike" im Jahr 2005 ein Interview mit dem damaligen MZ-Geschäftsführer Dr. Christoph Baumgärtner war - und mein letzter Print-Text aus diesem Jahr eines mit Vertretern des ebenfalls sächsischen Reifenherstellers Heidenau. Also wenn sich da kein Kreis geschlossen hat, dann weiß ich auch nicht.
P. S.: Motorradfahren und darüber Schreiben werde ich natürlich weiterhin - wenn auch rein privat auf dieser kleinen Seite.