09.06.2021

Bonneville: Eine Bildergeschichte

Die Vorgängerin

Langjährige Ras-mussen-Leser wissen es vielleicht: Die aktuelle Bonneville ist nicht meine erste Triumph. Vor ziemlich genau 15 Jahren kaufte ich mir das luftgekühlte Vorgängermodell, genauer gesagt die Variante Thruxton. Das war natürlich ebenfalls ein sehr schönes Motorrad, aber der Motor konnte mit der Optik nicht mithalten. Drehmoment, Leistung und Sound bewegten sich auf dem Niveau eines ausgelutschten 600er Japan-Vierzylinders. Deshalb hielt sich die Thruxton damals nicht lange in meinem Fuhrpark.


Die neue Bonneville

Bei der Entwicklung der Nachfolgerin hat Triumph alles richtig gemacht. Der 1.200er Motor hat zwar mit alter England-Herrlichkeit (Gleichlauf, Langhub, Luftkühlung) nichts mehr am Hut, ist aber für sich betrachtet einer der besten Motorradmotoren überhaupt. In der leistungsreduzierten und lang übersetzten Bonneville-Variante (HT für High Torque, obwohl das Drehmoment natürlich nicht wirklich größer ist als bei der HP-Version für Speed Twin und Thruxton) treibt er das Bike wunderbar lässig voran und hat trotzdem jederzeit genug Power zum Überholen. Sparsam ist er auch. Die Reaktion aufs Gasgeben ist wunderbar smooth, Kupplung und Getriebe lassen sich leicht bedienen. Da gibt es einfach gar nichts zu meckern. 

Das Fahrwerk ist betont komfortabel, hat aber genug Dämpfung, um nicht haltlos durch die Gegend zu gautschen (im Soziusbetrieb kommt es aber an seine Grenzen). Mit 236 Kilogramm ist die Bonnie kein Leichtgewicht, und das merkt man beim Handling auch. Ich nenne es mal "Sportcruisen". Die Beweglichkeit ist dabei nicht das größte Problem, eher die unerwartet geringe Schräglagenfreiheit. Erster Materialabtrag ist nämlich schon festzustellen:

Wobei festzuhalten ist, dass ich auf dieser Tour vor meinem jüngsten Bruder auf seiner Ducati Monster herfahren "musste". 

Das richtige Motorrad für meinen Zweck

Triumph bietet die Bonneville ja in einer kaum überschaubaren Variantenvielfalt an. Für eine Fahrweise wie oben beschrieben würde sich sich natürlich die sportlichere Speed Twin besser eignen, die einen stärkeren Motor und ein deutlich knackigeres Fahrwerk besitzt. Warum habe ich mich trotzdem für die "normale" Bonnie entschieden? Nun, sie ist einfach praktischer, das heißt sozius- und gepäcktauglicher als die Speed Twin. Einen Hauptständer besitzt sie auch. Und ich glaube (ohne es verglichen zu haben), dass mir auch die klassische Sitzposition besser taugt. Mit der etwas schwülstigen Komfortsitzbank dürfte sie ein sehr passables Reisemotorrad abgeben:

Und für die schönen Tage habe ich ja auch noch die elegante Originalsitzbank, die sich auf der ersten 350-Kilometer-Tour ebenfalls als ausreichend bequem herausgestellt hat:

Gibt es denn gar keine Nachteile?

Nun, das Problem der mangelnden Schräglagenfreiheit habe ich ja schon angesprochen. Das Fahrwerk höherzulegen geht natürlich nur mit erheblichem finanziellem Aufwand. Bei Wilbers etwa gibt es zehn Millimeter längere Federbeine für die Bonnie - aber ob die viel bringen? Wahrscheinlich muss ich einfach damit leben.

Optisch hingegen besteht überhaupt kein Handlungsbedarf, finde ich. Klar, es gibt auch kleinere Blinker, aber die serienmäßigen sind meiner Meinung nach stimmig und passen gut zur Linie - ebenso wie die Spiegel. Einen etwas breiteren Lenker könnte ich mir allerdings gut vorstellen.

Die erste Zubehör-Anschaffung war aber der Gepäckträger von Hepco-Becker. Er passt gut zur Linie und lässt sich vor allem auch mit der dicken King&Queen-Sitzbank kombinieren. Das geht beim Original-Triumph-Träger nicht (!). Die Passgenauigkeit war zwar nicht bei 100 Prozent, aber wer weiß schon, ob das am Träger oder am Motorrad liegt. Und so vergesse ich wenigstens nicht, wo die Feile liegt...

Erste Erfahrungen

Am letzten Freitag ging es mit dem Sohn auf eine erste Rundtour mit Pause bei einem amerikanischen Traditionsrestaurant.


Und heute schließlich die erste richtige Tour zusammen mit Tobias, der mal wieder seine Brüder im Westen besucht. Welche Maschine ist hier wohl klassischer: Die fast 30 Jahre lang im wesentlichen unverändert gebaute Ducati Monster oder die neuentwickelte Retro-Triumph?


Als nächste Aufgabe steht Mitte Juni die Einfahr-Inspektion an. Und danach komme ich hoffentlich noch viel zum Fahren.