Liebe Gemeinde!
Mittlerweile weiß ich ja, dass tatsächlich von Zeit zu Zeit der eine oder andere Leser auf diese Seite schaut. Das freut mich, und deshalb erlaube ich mir in diesem Ausnahmefall eine direkte Anrede. Ich möchte mich nur kurz rechtfertigen. Mein langes Schweigen in dieser doch so motorradlastigen Jahreszeit hängt damit zusammen, dass mich die Firma Google wieder und wieder nicht an meinen Blog ließ. Über die Gründe kann ich nur spekulieren.
Nun, jetzt bin ich jedenfalls wieder da. Ich habe mir kurz überlegt, ob es sich noch lohnt, die Erlebnisse des vorletzten Wochenendes hier aufzuzeichnen, wenn es doch schon wieder neue gibt. Und bin zum Ergebnis gekommen, dies zu tun. Denn immerhin handelte es sich bei der Reise an jenem Wochenende um eine gehörig lange (knapp 900 Kilometer an zwei Tagen), die mich quer durch meine sächsische Heimat führte (von der ehemaligen Grenze bei Hof bis nach Riesa und zurück) und mich mit zwei guten und mittlerweile auch, na ja, alten Freunden zusammenführte.
Erste Überraschung: Es lässt sich ja doch recht gut Motorrad fahren in Sachsen. Ich weiß, ich weiß: Das Erzgebirge und das Vogtland gelten als Bikerreviere, doch aus meiner bisherigen Erfahrung als Ortsansässiger konnte ich das nicht bestätigen. Der westliche Teil des Freistaates, also der Regierungsbezirk Chemnitz (in dem das Vogtland und der größte Teil des Erzgebirges liegen) sind nämlich enorm dicht besiedelt. Auch die schönste Landschaft wird so schnell zur Hölle, wenn alle 800 Meter der nächste Ortseingang mit Tempolimits und Ampeln droht.
Derart jedenfalls hatte ich mir das vorgestellt. Doch es kam glücklicherweise nicht ganz so schlimm. Die B 283 zwischen Klingenthal präsentiert sich gar als echtes Kurvenparadies, mit einem echten historischen Höhepunkt direkt an der Strecke: dem Geburtsort des ersten deutschen Kosmonauten, Sigmund Jähn! (Tusch.) Für Herrn Jähn hat man ein sehr schönes, neues Ausstellungsgebäude (siehe erstes Bild) errichtet, das in den Ort mit dem poetischen Namen Morgenröthe-Rautenkranz ungefähr so gut passt wie eine Sojus-Rakete an eine Aral-Tankstelle...
Wir fuhren weiter in Richtung Schwarzenberg, Annaberg-Buchholz und Freiberg. Auf dem Weg passierten wir den Motorradhändler, bei dem ich meine erste Skorpion kaufte. Und später das verlassen wirkende MZ-Werk(zweites Bild), in dem ich Praktikant, Werksstudent und Diplomand war. Erinnerungen über Erinnerungen...
Der Rückweg führte uns dann auf etwas direkterem Weg zurück nach Würzburg, gelegentliche Autobahnnutzung inklusive. Immerhin reichte es noch zu einem kurzen, gruseligen Fotostopp am ehemaligen Selbstmörderparadies (religiöse Leser mögen mir die makabre Wortschöpfung verzeihen) Göltzschtalbrücke (drittes Bild). Diese hat nicht nur viele Konsonanten, sondern auch rund 26 Millionen Ziegel (Quelle: Wikipedia).
Ja. Das war ein schönes Wochenende. Als Beförderungsmittel machte sich die Kawasaki Versys mit bequemer Sitzposition und geringem Verbrauch verdient.
Reisetagebuch Japan (3): Blade Runner
vor 5 Tagen