02.01.2008

Unproduktive Arbeit

Wie gern würde ich hier auch einmal über schrauberische Glanztaten a la "Wie verwandle ich eine gammlige Skorpion in eine edle Rennmaschine" berichten. Aber das kommt in diesem Leben wohl nicht mehr vor. Vielmehr muss ich mich immer wieder mit den Tücken herumschlagen, die die Welt der Technik für Leute mit zwei linken Händen bereithält.
So wie heute. Und ich wollte doch nur die Spiegel abschrauben (damit das Bike besser in den Bus passt) und die Lackteile demontieren (weil die irgendwann neu lackiert werden sollen). Der linke Spiegel löste sich noch ganz leicht, der rechte weigerte sich aber. Etwas Sprühöl und einige Minuten Wartezeit später versuchte ich es mit größerem Krafteinsatz. Ohne Erfolg. Einige leichte Schläge mit dem Handballen auf den Spiegelausleger brachten auch nichts. Drecksding! Ein weiterer Schlag. Krachend fliegt das Spiegelgehäuse weg und scheppert über den Boden. Egal, hat mir eh' nicht gefallen. Eine wütende rechte Gerade folgt – knack – ich halte den Spiegelausleger in der Hand. Zehn Millimeter massiver Rundstahl, einfach kommentarlos abgeschert. Ich wusste gar nicht, dass ich der Unglaubliche Hulk bin.
Ganz vorsichtig lege ich das zerstörte Teil auf dem Boden und wende mich der nächsten schwierigen Aufgabe zu. Tankdemontage. Oh Wunder – die sonst immer widerspenstigen Halteschrauben lassen sich beide lösen. Mein Herz tut einen Sprung. Nun zum Benzinschlauch. Zwischen Benzinhahn und Vergaser ist nicht viel Platz, die freie Schlauchlänge beträgt vielleicht zwei, drei Zentimeter. Bei null Grad ist der Gummischlauch entsprechend widerspenstig und lässt sich ums Verrecken nicht vom Vergaserstutzen ziehen. Drecksding. Von Gewaltanwendung sehe ich jedoch ab. Bleibt der Tank eben erstmal drauf.
Nächstes Großprojekt: das Schutzplast des Vorderrades. Wahrscheinlich muss man das Rad 'rausbauen, um es zu entfernen, aber ich beschließe, es zuerst mit der Gabelbrücke zu versuchen. Nanu, die Schraubenköpfe sich ja weich wie Butterkuchen. Gerade so findet mein Inbus in der ersten Schraube Halt. Die anderen dagegen sind schon vom Vorbesitzer so vergniesgnaddelt, das sich der Schlüssel ohne jeden Widerstad drehen lässt.
Toll. Eine Stunde Arbeit und nichts erreicht. Ich gebe auf und wende mich meiner geliebten schwarzen Replica zu. Wollte doch schon lange die Batterie abklemmen. Höcker runter, am Schnürle ziehen, Sitzpolster runter. Sitzpolster nicht runter? Sitzpolster klemmt! Habe ich zwar schon ein paar mal erlebt, aber mit etwas Ruckeln ging es dann immer. Diesmal nicht. Beinahe hebe ich das ganze Motorrad am Sitzpolster hoch (schließlich bin ich Hulk), allein ohne jeden zählbaren Erfolg.
Wütend knalle in das Tor zu, gehe nach Hause und schreibe etwas in meinen Blog. Da geht wenigstens nichts kaputt.