Leider muss ich die Internet-Katastrophentouristen enttäuschen, die hier eine weitere Story über unfähiges Management, falsche Modellpolitik, die Treuhandanstalt oder andere vermeintliche oder echte Gründe für den Niedergang von MZ erwarten. Sorry für den Etikettenschwindel. Nein, vielmehr geht es hier um einen Randaspekt, der mir kürzlich bei der Recherche nach den Bestandszahlen des Fabrikats aufgefallen ist. Man denkt ja immer so leichthin, dass die deutsche Bürokratie, mag sie auch etwas überdimensioniert, langsam und kompliziert sein, zumindest leistungsfähig ist und gewissermaßen auf Knopfdruck schlüssige Auskünfte geben könnte. Dem ist nicht so, zum Beispiel beim Kraftfahrtbundesamt (KBA). Eigentlich sollte diese Behörde den Überblick über den Fahrzeugbestand in Deutschland haben, und das nicht nur über die Marken, sondern auch über deren einzelne Modelle. Denkt man.
Aber es ist viel komplizierter. Nehmen wir als Beispiel einmal das Modell Skorpion: Im Verkauf gab es ja bekanntlich die Versionen Tour, Sport, Replica und Traveller. Die Bestandszahlen des KBA sehen so aus:
- Skorpion 677 Stück
- Skorpion Tour 226 Stück
- Skorpion Sport 94 Stück
- Skorpion Replica 38 Stück.
- 109 für „Skorpion-Sport“
- 110 für „Skorpionsport, T“ und
- 111 für „Skorpionreplica“.
Es ist also gar nicht so einfach, sich ein genaues Bild davon zu machen, wie viele MZ-Motorräder wirklich auf unseren Straßen fahren. Rechnet man die Zahlen von oben zusammen, ergeben sich 1.035 Skorpione. Das deckt sich fast genau mit der angeblichen Gesamtverkaufszahl von 1.100 Stück, die man in der Szene manchmal hört. Aber sind die wirklich noch alle angemeldet? Auch die Zahl von 820 Einheiten für die 1000er, die im Register aufgeführt ist, erscheint mir recht hoch, da das Modell ja nur vier Jahre lang mit sehr mäßigen Erfolg angeboten wurde.
Na ja, ich höre an dieser Stelle mal auf. Wahrscheinlich hat ohnehin schon der letzte Leser, der von der großspurigen Überschrift angelockt wurde, das Weite gesucht. Der Grund, warum das Zahlenwerk so chaotisch aussieht, ist mir nicht klar. Hat das Werk so ungenau gemeldet? Oder die Zulassungsstellen der einzelnen Landkreise? Wer weiß. Ich hoffe nur, dass im Zuge der MZ-Abwicklung die ganzen Akten einigermaßen komplett in den Bestand eines Archivs oder Museums wandern, falls sich irgendwann noch einmal jemand dafür interessiert, wie das wirklich war. Mit MZ.