05.12.2014

Wenn Customizing Mainstream ist

So sah das kürzlich aus in der Garage.

Wer im Sommer nur Motorrad fährt, aber den technischen Dienst vernachlässigt, der muss sich nicht wundern, wenn sich die nötigen Wartungsarbeiten irgendwann aufstauen. So war es kein Wunder, dass im Herbst von drei angemeldeten Maschinen keine einzige mehr in einem vollkommen straßentauglichen Zustand war. Vor wenigen Wochen sah es in meinem Fuhrpark so aus:
  • Bei der SR war die HU abgelaufen.
  • Die BMW brauchte einen neuen Vorderreifen.
  • Die Skorpion benötigte einen neuen Kettensatz sowie Zuwendung an mehreren anderen Stellen.
Eine Woche Urlaub sollte ausreichen, um die wesentlichen Arbeiten durchzuführen. Am einfachsten war das bei der SR. Hin zur Prüfstelle, kurz warten, Prüfer einmal um die Maschine laufen lassen ("Könnten Sie sie bitte antreten, ich kenne mich da nicht so aus?"), Plakette ausfassen, gut. Bei der BMW hingegen scheiterte ich am Ausbau des Vorderrads. Komischerweise brachte ich die Bremssättel nicht zwischen Scheiben und Felge heraus - mir blieb nur, die ganze Chose zum Händler zu bringen.
Wo rohe Kräfte sinnlos walten.
Dann die MZ. Aufmerksame Leser dieser kleinen Seite dürften wissen, dass ich die Maschine im Winter 2007/2008 bei Skorpion-Experte Bill ein wenig umbauen ließ. Kern waren zwei hochwertige Räder der Marke PVM, die durch ihr geringeres Massenträgheitsmoment sowohl die Fahreigenschaften wie auch die Fahrleistungen positiv beeinflussen sollten und dies auch spürbar taten. Das Problem dabei: Solche Räder passen natürlich nicht Plug and Play in die Skorpion, sondern ziehen weitere Änderungen nach sich. Beispielsweise musste vorne im Zuge des Umbaus der mechanische Tachoantrieb weichen, weswegen die Montage eines elektronischen Nachrüsttachos nötig wurde.
Im Frühjahr hatte ich mit diesem Tacho Probleme; er zeigte plötzlich extrem ungenau an und die Nadel schwankte stark. Das verging zwar von selbst wieder, aber ich dachte: Was, wenn das Ding defekt ist? Einen weiteren teuren Nachrüsttacho kaufen und ihn mit einer weiteren optisch unbefriedigenden Bastellösung ans Motorrad zu schlossern? So richtig schön kriege ich so etwas nämlich nie hin.
So sieht sie jetzt aus, die Skorpi.
Damals wurde mir klar, was eigentlich logisch ist: Wenn man ein Motorrad umbaut, passen die Original- und Ersatzteile auch nicht mehr. Man muss also immer in der Welt des Umbaus bleiben, und wenn man den nicht selbst durchgeführt hat, dann wird es schwierig. Mein Entschluss stand schnell fest: Die Skorpion wird wieder zurückgebaut. Und genau das ist in den letzten Wochen geschehen. In der nächsten Saison werde ich ausprobieren, wie groß der Unterschied beim Fahren wirklich ist.
Und um das Ganze philosophisch etwas zu unterfüttern (ihr könnt es auch Ausrede nennen): Wenn Customizing Mainstream ist, muss man dann als Individualist nicht eigentlich wieder serienmäßige Motorräder fahren?