Meine aktiven MZ-Zeiten sind zwar vorbei, aber trotzdem
hängt mein Herz noch immer an den Zschopauer Maschinen. Dieses Gen habe wohl
weitergegeben – und nicht nur das Gen. Denn seit 25 Jahren befindet sich eine
MZ ETZ 250 im Familienbesitz, die zuerst mir gehörte, dann meinem jüngsten
Bruder - und die nun auf den mittleren Bruder übergegangen ist. Die blaue Fahne flatter weiter stolz im Wind!
Die Maschine kaufte ich 1995 aus dem Bestand einer Feuerwehr
in Sachsen. Heute nicht mehr vorstellbar, aber damals war das Interesse an den
DDR-Zweitaktern so gering, dass ich das Gerät für genau eine Mark bekam. Es war
mein erstes „großes“ Motorrad nach diversen 50ern und 150ern, und sie trug mich
bis nach Sewastopol. Außerdem probierte ich an ihr meine Fähigkeiten als
Customizer aus und verpasste ihr die üblichen Insignien eines Café Racers:
einen flachen Lenker und eine kurze Sitzbank. Nur gut, dass sich davon kaum
Bilder erhalten haben. Außer dieses von der Reise durch Polen im Jahr 1998:
Ein Jahr später trug sie dann einen blauen Lacksatz, und die
mörderisch harte Sitzbank war einem bequemen Doppelsitz gewichen. In dieser
Form fuhr ich mit ihr in drei Wochen knapp 6.000 Kilometer durch Osteuropa, und
das ohne jede Panne.
Bei mir blieb die MZ bis zum Jahr 2003. Nach meinem Umzug
von Zwickau an den Bodensee hatte ich sie zerlegt im Kofferraum meines Saab
dorthin transportiert. Allzu viele Kilometer kamen nicht mehr zusammen, aber
ich weiß noch genau, warum ich mich schließlich von ihr trennte: Ende Januar
2003 fuhr ich zusammen mit meinem Freund Johannes auf das Elefantentreffen im
Bayerischen Wald. Nach meiner Rückkehr am Sonntag abend, nach acht Stunden bei
unter 0 Grad auf dem Bock, hatte ich keine Lust mehr, Salz und Dreck von der
Maschine zu waschen. Das rächte sich bitter: Als ich sie das nächste Mal
anschaute, waren alle Stahlteile braun und alle Aluteile weiß. Also gab ich sie
an meinen jüngsten Bruder weiter, der damals gerade am Anfang seines (offiziellen)
Motorradlebens stand und die MZ als erstes Projekt gleich komplett
durchrestaurierte.
Auch Tobias nutzte die 250er als Reisemaschine und fuhr mit
ihr unter anderem an die polnische Ostsee. Als später schnellere Maschinen
seinen Fuhrpark ergänzten, stellte er sie ab – der Bauernhof unserer Eltern
bietet dafür ja genügend Platz. Mindestens zehn Jahre stand sie da, bis das
Auge unseres Mittleren auf sie fiel. Michael ist ja seit ein paar Jahren ebenfalls
Motorradfahrer und hat mittlerweile erkannt, dass kein Weg an einem
Zweitmotorrad vorbeiführt. Also war die Frage „Tobi, kannst Du nicht die MZ
wieder herrichten?“ schnell gestellt, und unser Schraubergott restaurierte die
Emme nach 17 Jahren ein zweites Mal. Und diesmal sieht sie wohl besser aus als
jemals zuvor:
Diese Woche wurde sie nun von Chemnitz über Würzburg nach
Wendlingen überführt. Auf der zweiten Etappe begleiteten meine Familie und ich
die beiden Brüder. Was war das für eine fantastische Tour: Bei strahlendem
Sonnenschein mit drei Ein- und einem Dreizylinder auf kleinen und noch
kleineren Landstraßen durch Süddeutschland, immer haarscharf vorbei an allen
Ballungsgebieten. Dass kurz vor Ankunft die MZ kurz streikte, gehört zur
Folklore – damit muss der neue Besitzer nun umgehen lernen. Und Kleinigkeiten
wie eine verstopfte Vergaserdüse kann man auch bei wenigen Motorrädern so
leicht reparieren wie bei der MZ.
Natürlich habe ich es mir nicht nehmen lassen, auch eine
kurze Runde mit „meiner“ ETZ zu fahren – zum ersten Mal seit 2003! Es flutschte,
als sei keine Zeit vergangen, und es war frappierend, wie viel leichter und
handlicher als die optisch gleich große Enfield die Emme ist. Aber trotzdem:
Meine Zweitakt-Zeiten sind vorbei. Umso mehr Glück und Fahrspaß wünsche ich dem
neuen Besitzer mit seiner Brüder-MZ!