22.08.2020

Brüdertour 2020: Tief im Westen

 Als (zugewanderter) Franke ist man ja recht verwöhnt, was die landschaftlichen Möglichkeiten für spannende Motorradtouren angeht. Spessart, Rhön und Odenwald liegend vor der Haustür, und auch Alpen und Schwarzwald sind locker in einem Tag auf der Landstraße erreichbar. 
Viel Bedarf für Abstecher nach jenseits des Weißwurstäquators besteht da nicht. Doch vor zwei Jahren lernte ich die Motorradreviere Eifel, Hunsrück und Taunus etwas besser kennen - und war sofort begeistert. In diesem Jahr überzeugte ich deshalb meine Brüder, unsere jährliche Tour in diese Region zu verlegen. Anfang des Jahres - damals war Corona noch ein Bier - buchten wir frohgemut eine Unterkunft in der schönen Stadt Wiesbaden und spürten die Vorfreude seither täglich steigen. Glücklicherweise legte auch die Pandemie eine kurze Verschnaufpause ein (mittlerweile sieht es ja wieder anders aus), und so trafen wir uns Anfang August für ein langes Wochenende in unserer herrschaftlichen Unterkunft in einer Villa in der hessischen Hauptstadt. Herrschaftlich waren zwar nur die Außenansicht des Gebäudes und die Fotos auf dem Airbnb-Profil - die eigentliche Bude war ein dunkles Loch -, aber egal. Wir wollten ja Motorrad fahren.
Am ersten Tag kamen denn auch gut 460 Landstraßenkilometer zusammen. Wir waren wie im Rausch. Die Bergrennstrecken aus dem Moseltal heraus, aber auch viele einsame Straßen in der Eifel und im Taunus sind mit das beste, was man in Deutschland fahren kann. Kaum Verkehr, überwiegend guter Asphalt und flüssige Kurven - das macht einfach Spaß. Dass wir es am zweiten Tourtag hitzebedingt nur auf 260 Kilometer brachten - geschenkt. Außerdem hat mich die Tour endgültig wieder mit der Buell versöhnt. Dass die Amerikanerin das beste Motorrad der Welt ist, wenn sie läuft, dass wisst ihr als Leser dieser kleinen Seite ja schon längst. Aber diesmal lief sie auf den rund 1.000 Kilometern eben auch vollkommen problemlos. Es war ein Traum. 
Schade, dass es nun wieder ein Jahr dauern muss bis zur nächsten Brüdertour. 2021 wollen wir mit unseren kleinen Maschinen auf Reisen gehen: Michael mit seiner ETZ, ich mit der Enfield und Tobias mit seiner jüngst angeschafften Honda XBR 500 (natürlich auf 27 PS gedrosselt, um ansatzweise Chancengleichheit herzustellen). Das genaue Ziel haben wir noch nicht festgelegt, aber es gibt jemanden aus unserer Runde, der noch nie mit dem Bike in den Alpen war. Das wäre doch mal was... Ich spüre schon die Vorfreude.